Ringvorlesung „Lehr- und Lernperspektiven“ des Praxiskollegs am 11.01.2018
Der Vortrag Dr. Elisabeth Wegners vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Freiburg zeigte auf, dass Metaphern ein interessantes und vielfältiges Forschungsfeld sind.
Mit einer spannenden Herausforderung und gleichzeitigen Frage an die Zuhörer*innen eröffnete Frau Wegner den vierten Abend der Ringvorlesung: „Lernen ist wie, … und weil, …“ – dieser Satzanfang soll zu Ende gedacht werden.
Der Vortrag ging anhand empirischer Daten, die durch unterschiedliche Studien in verschiedenen Kontexten erhoben wurden, vor allem der Frage nach, welche Metaphern Menschen nutzen, um Lernen zu beschreiben. Zusätzlich wurde das Thema durch folgende Fragen näher beleuchtet: Sind Metaphern relevant? Und wenn ja, sagen Metaphern etwas über die Leute oder gar das Erleben von Lernen aus?
Frau Wegner stellte zunächst verschiedene Arten von Metaphern vor. Eine dieser ist beispielsweise die sogenannte „schlafende Metapher“ bzw. „conventional metaphor“, die bezogen auf die Universität folgendermaßen lauten könnte: „Als Lehrender muss man Inhalte vermitteln, die die Studierenden eben begreifen müssen, d.h. Wissen ist wie ein Ding, das jemand anderem übergeben wird – und der besitzt es dann“.
Typische Quellen von Metaphern sind zum Beispiel der menschliche Körper, Krankheit/Gesundheit (bspw. „Lernen ist wie Medizin“ – „Lernen als heilsame Lektion“), Tiere, Pflanzen, Gebäude u.v.m.
Frühe Erfahrungen, sowohl körperliche als auch psychische, geben uns bestimmte Metaphern vor bzw. nehmen Einfluss auf diese. Sie beeinflussen folglich unsere Informationsverarbeitung und sind zentraler Bestandteil menschlicher Kognitionen. Des Weiteren sind Metaphern ein über Sprache kulturell geteiltes Phänomen und können unterschiedliche Aspekte hervorheben und/oder verdecken. Deshalb ist es hilfreich bei Personen zu wissen, wie sie metaphorisch strukturieren.
Unter den Befragten gab es eine Gruppe von Studierenden, Schüler*innen und eine Onlinebefragung für Berufstätige. In Bezug auf die Ausgangsfrage wurden verschiedene Möglichkeiten gegeben: die motivationalen Metaphern, das Lernen als Wissenserwerb, das Lernen als Handeln-Können und das Lernen als Persönlichkeitsentwicklung.
Die Ergebnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Die Aktivierung bestimmter Metaphern beeinflusst die Angaben zur motivationalen Zielorientierung und zur Lernstrategienutzung. „Lernen als Wachstum“ hat einen eher positiven, „Lernen als Training“ einen negativen Einfluss. Antworten beziehen sich auf der einen Seite auf unterschiedliche Aspekte des Erlebens und auf der anderen Seite auf Unterschiede zwischen den Kontexten.
Zusammenhänge zu Angaben zum Lernen sind konsistent aber klein – dennoch bieten Metaphern eine Möglichkeit, die Unterschiede im Erleben von Lernen sichtbar zu machen. (All diese Angaben beziehen sich auf Ergebnisse aus in Deutschland geführten Studien. Beim Vergleich verschiedener Länder sollte immer vorsichtig interpretiert werden.)
Die anschließende Diskussionsrunde beschäftigte sich mit der Determinierungsfrage auf die Metaphern bzw. den Priming-Effekten auf den Wissenserwerb, aber auch mit der Bildungsbiographie und, ob diese einen Unterschied bzgl. der Metaphern einer Person macht. Die erste Frage wurde im Plenum diskutiert und unterschiedlich ausgelegt. Frau Dr. Wegner erläuterte auf die zweite Frage hin, dass das Machen vieler Erfahrungen auf jeden Fall immer einen Einfluss auf die Metaphern einer Person hat, aber auch hier weiterer Forschungsbedarf nötig ist.
(Mirjam Emmering, Dr. Elisabeth Wegner)
Videomitschnitt
Hier finden Sie den Videomitschnitt des Vortrages von Dr. Elisabeth Wegner:
Weitere Informationen
Deutschlandfunk-Beitrag über die Forschung von Dr. Elisabeth Wegner zum Thema Lern-Metaphern