Sección 6 – Künstlerische Medien als Schwellenräume: Sprachliche Vielfalt und ästhetisches Lernen im Spanischunterricht

Organización: Volker Jaeckel, Swantje Mikara, Caroline Fischer

Formate für Beiträge:

1. Wissenschaftliche Vorträge (20 Minuten):

Theoretische Beiträge zu Polyphonie, Plurizentrismus oder ästhetischem Lernen. 

2. Praxisberichte (15 Minuten):

Beispiele aus der Unterrichtspraxis mit künstlerischen Medien und Methoden des ästhetischen Lernens, wie z.B. Integration von Theatermethoden, kreativen Schreibübungen oder der Arbeit mit multimodalen Lernformaten.

3. Miniworkshops (15–20 Minuten):

Interaktive Sequenzen, bei denen die Teilnehmenden kreative Methoden selbst erproben, z. B. Improvisationen zu regionalen Sprachvarianten oder digitale Tools zur Bearbeitung literarischer Texte.

LENGUA: Español o alemán

Diese Sektion widmet sich der Frage, wie künstlerische Medien wie Literatur, Theater, Film, Musik und bildende Kunst im Spanischunterricht genutzt werden können, um sprachliche und kulturelle Schwellen zu erkunden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Verbindung künstlerischer Medien mit kreativen Zugängen, die Lernprozesse aktiv, sinnlich und dialogisch gestalten. Dazu zählen auch performative Methoden wie szenisches Spiel oder lautsprachliches Vortragen.

Polyphonie, verstanden als die Koexistenz und Interaktion multipler Stimmen (Bachtin, 1979), wird im Klassenzimmer durch künstlerische Medien erfahrbar gemacht. Ein Beispiel hierfür ist die Arbeit mit einem Theaterstück, in dem Lernende verschiedene Rollen übernehmen, um sprachliche Varianten und kulturelle Perspektiven zu erfahren. Performative Methoden ermöglichen es, diese Stimmen durch Bewegung, Sprache und Interaktion lebendig werden zu lassen und fördern ein tiefgehendes, nachhaltiges Lernen (vgl. Even & Schewe 2016).

Die ästhetische Dimension des Lernens beschreibt die Fähigkeit, Sprache nicht nur kognitiv, sondern auch sinnlich, emotional und kreativ zu erfahren (vgl. Hallet 2010). Ein konkretes Beispiel ist die musikalische Vertonung eines Gedichts, die es Lernenden ermöglicht, Sprachrhythmus, Emotionen und kulturelle Bedeutungen in ihren historischen, sozialen und künstlerischen Kontexten zu verstehen. Auf diese Weise bewegen sich Lernende in Schwellenräumen, in denen Sprache, Kunst und Kultur miteinander in Dialog treten.

Ein weiterer Fokus liegt auf dem Plurizentrismus des Spanischen. Die sprachliche Vielfalt – von regionalen Dialekten bis hin zu soziolinguistischen Varianten – wird als Chance genutzt, um Lernende um Lernende für die unterschiedlichen Perspektiven, Werte und kulturellen Praktiken der spanischsprachigen Welt zu sensibilisieren. So können etwa sprachliche und stilistische Unterschiede in lateinamerikanischen und spanischen Texten oder Filmen analysiert und durch Aufgaben wie das kreative Umschreiben von Texten oder die szenische Darstellung praktisch erfahrbar gemacht werden.

Schließlich stehen Übergänge zwischen analogen und digitalen künstlerischen Medien sowie verschiedenen Kunstformen im Fokus, die als ‚mediale Schwellen‘ verstanden werden können. Beispielsweise kann ein literarischer Text in ein digitales Storyboard transformiert oder als performative Lesung inszeniert werden. Solche Schwellenräume schaffen neue Perspektiven auf Text, Sprache und Kultur.

Die Sektion zielt darauf ab, den Austausch zwischen Theorie und Praxis zu fördern und innovative Ansätze für einen pluralitätsorientierten und kreativen Spanischunterricht zu entwickeln, der die Potenziale künstlerischer Medien und ästhetischen Lernens nutzt und durch performative Methoden inspiriert und vertieft werden kann.

Mögliche Themenschwerpunkte:

  1.  Polyphonie im Klassenzimmer:

Wie können künstlerische Medien Lernräume schaffen, in denen unterschiedliche Stimmen und Perspektiven miteinander in Dialog treten und sprachliche sowie kulturelle Vielfalt erfahrbar machen?

  • Ästhetisches Lernen und kreative Ansätze:

Welche Methoden ermöglichen eine sinnliche, emotionale und kreative

Auseinandersetzung mit Sprache, z. B. durch performative Methoden wie szenisches Spiel?

  • Mediale Schwellen:

Wie können analoge und digitale künstlerische Medien kombiniert werden, um Übergänge zwischen Kunstformen und Ausdrucksweisen erfahrbar zu machen und neue Perspektiven auf Sprache und Kultur zu eröffnen?

Beispielhafte Fragestellungen:

  • Welche Rolle spielen Theater- oder Filmsequenzen bei der Förderung von interkultureller Kompetenz im Spanischunterricht?
  • Wie lässt sich die Zusammenarbeit zwischen analogen und digitalen Medien gestalten, um mediale Schwellenräume produktiv im Unterricht zu nutzen?
  • Welche konkreten Übungen eignen sich für unterschiedliche Sprachniveaus, um Polyphonie und Plurizentrismus erfahrbar zu machen?
  • Wie lässt sich Polyphonie in literarischen und künstlerischen Medien analysieren und didaktisch umsetzen?
  • Welche Methoden ermöglichen ästhetisches Lernen und fördern dabei sprachliche und interkulturelle Kompetenzen?

Quellen und weiterführende Literatur:

  • Bakhtin, M. (1979): Die Ästhetik des Wortes. Suhrkamp.
  • Dobstadt, M. & Riedner, R. (2011): Fremdsprache Literatur. Fremdsprache Deutsch, Nr. 44.
  • Even, S. & Schewe, M. (2016): Performatives Lehren, Lernen, Forschen. Schibri.
  • Hallet, W. (2010): Viewing Cultures. Kulturelles Sehen und Bildverstehen im Fremdsprachenunterricht. Tübingen.
  • Miquel, L. (1999): “El choque intercultural: reflexiones y recursos para el trabajo en el aula”, Carabela, 45, págs. 27-46.
  • Soler-Espiauba, D. (2009): “Los contenidos culturales en la enseñanza del español 2/L”. in: Juan Luis Jiménez Ruiz, Larissa Timofeeva (Eds.). Alicante : Universidad de Alicante, S. 215-248.
  • Soler-Espiauba, D. (2006): Contenidos culturales en la enseñanza del español como 2/L. Madrid, Arco Libros.
  • Vázquez, R. e I. Bueso (1998): “La cultura con minúscula. Propuestas de explotación de las cuatro destrezas integradas en un marco cultural”. In: Moreno Fernández, F.

et alii (eds.) (1998): Actas del VIII Congreso Internacional de ASELE. Alcalá: Universidad de Alcalá de Henares, S. 833-839.

Biografías de los coordinadores

Volker Jaeckel ist Professor an der UFMG in Belo Horizonte, Brasilien, Übersetzer für Spanisch, längere Studien- und Forschungsaufenthalte in Sevilla, Valencia und Alcalá de Henares, war Gastprofessor in Freiburg, Argentinien und Kolumbien.

Swantje Mikara ist akademische Mitarbeiterin am Institut für Romanistik an der PH Freiburg und forscht zu ästhetischer Bildung und performativen Methoden im Fremdsprachenunterricht. Bis 2023 war sie in Argentinien als DAAD-Lektorin im Lehramt Deutsch und in der Übersetzungsausbildung tätig. 2022 schloss sie eine Schauspielausbildung an der Escuela de Teatro de Buenos Aires ab.

Caroline Fischer hat von 2017 bis 2023 Lehramt an Gymnasien für die Unterrichtsfächer Spanisch und Deutsch an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg studiert. Von 2023 bis 2024 absolvierte sie ihren Vorbereitungsdienst in Sachsen-Anhalt.
Seit August 2024 ist Caroline Fischer wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Bereich der Didaktik der romanischen Sprachen am Institut für Romanistik der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg. Zudem unterrichtet sie die Fächer Spanisch und Deutsch an einem Gymnasium in Halle.

Zu ihren Forschungsinteressen zählen die Literatur- und Mediendidaktik sowie sprachliche Varietäten und digitale Medien im Fremdsprachenunterricht.