Die Ringvorlesung des Praxiskollegs beleuchtete im Wintersemester 2019/20 in 15 Veranstaltungen die gesamte Bandbreite und die Herausforderungen des Theaters an Schulen. Sie konnten nicht vor Ort sein oder wollen sich die ein oder andere Veranstaltung noch einmal ins Gedächtnis rufen? Sie finden Berichte zu allen Terminen und mehrere Videomitschnitte auf unserer Webseite.
„Ist das Kunst oder kann das weg…“ Theater an der Schule – zwischen pädagogischem und künstlerischem Anspruch
Welchem künstlerischen und welchem pädagogischen Anspruch kann Schultheater gerecht werden? Inwiefern kann Schultheater ein Mittel zum Selbststudium und zur Selbsterfahrung für Schüler*innen sein, und welche Rolle kommt der Lehrkraft dabei zu? Bernd Winter erklärt im Rahmen der Ringvorlesung des Praxiskollegs „Theater und Schule“, worin er die Chancen und Aufgaben aber auch die Grenzen des Schultheaters sieht. „Es geht nicht darum, sich selbst zu spielen, aber doch darum, man selbst zu sein.“
Sabine Altenburger: Theaterpädagogik – eine Wegbereiterin
Dem Publikum der Ringvorlesung „Theater und Schule“ bot sich an diesem Abend ein ungewohntes Bild: Die Theaterpädagogin Sabine Altenburger hatte das gesamte Pult samt Steuerstand und Mikrophonen abgeräumt und eine nur noch von zwei viereckigen Löchern unterbrochene Bühne geschaffen. Theaterpädagogik, lernten alle unmittelbar und anschaulich, ist nicht ein Werkzeug für irgendetwas, sondern befähigt als Methode Menschen, überhaupt kreativ lernen zu können. Zugänge werden anders gelegt und bergen plötzliche Überraschungen, durch die festgefahrene Kognitionsmuster und –typen aufgebrochen und neu erlebt werden können.
Prof. Dr. Monika Fludernik: Die englische Restaurationskomödie
Nach achtzehn Jahren Theaterverbot unter puritanischer Herrschaft vollzog sich in der Theaterlandschaft ein fundamentaler Wandel, dem die englische Restaurationskomödie entsprang. In ihrem lebendigen Vortrag spricht Prof. Dr. Monika Fludernik über die zwei großen Gattungen der Restaurationskomödie, das „Heroic Drama“ und die „Comedy of Manners“. Die Restaurationskomödie ist tief mit der Wiedereinführung der englischen Monarchie nach dem Fall der Republik Cromwells verbunden.
Tim Lucas: Rund um das Theater Freiburg – vom Kulturauftrag bis zum Marketing
Das Theater Freiburg aus verschiedenen Perspektiven – Referent Tim Lucas führte an diesem Abend die Zuhörenden durch die Welt des Freiburger Theaters: Über die Geschichte des Mehrspartenhauses und seine Organisationsstrukturen, den gesellschaftlichen Auftrag und seine Gültigkeit bis hin zu aktuellen künstlerischen Fragestellungen und Arbeitsprozessen der jetzigen Intendanz wurde das Theater Freiburg vorgestellt. Ein Schwerpunkt des Vortrags lag dabei in der Beantwortung der Frage, wie das „analoge“ Stadttheater im Zeitalter der Digitalisierung vermittelt werden kann.
apl. Prof. Dr. Hanna Klessinger: Tendenzen des deutschsprachigen Gegenwartstheaters – Stücke und Inszenierungen
Die Ringvorlesung mit apl. Prof. Dr. Klessinger bot einen Einblick in das deutschsprachige Gegenwartstheater. Im Verlauf der Vorlesung zeigte Klessinger anhand von Beispielausschnitten bekannter Regisseur*innen und Dramatiker*innen die Tendenzen des Gegenwartstheaters von der „Postdramatik“ und dem „Diskurstheater“ bis zum „Neuen Realismus“ auf.
Nadine Saxinger: Sprache lernen lieben (er)leben – dramapädagogische Methoden im Fremdsprachenunterricht
Der Vortrag von Nadine Saxinger eröffnete den Blick auf die Welt der Dramapädagogik, ihre Wurzeln, Ziele und aktuelle Bestrebungen und zeigte schließlich konkret, wie Fremdsprachenlernen von der Theaterpädagogik profitieren kann. Das Ergebnis dieses fulminanten, interaktiven und von fünf Studierenden aus Kursen der Dozentin dramatisch-figurativ unterstützten Vortrags sollte nicht sein: ich mache bisher alles falsch, sondern: ich möchte dramapädagogische Methoden einsetzen. Die Anreize waren vielfältig und auf einer Bandbreite von beweglichen Tableaux bis zu Improvisation angesiedelt. Das zahlreiche Publikum ging freudig mit.
Angela Pfenninger: An Introduction to Museum Theatre as a Method
Mit viel Energie und einem beeindruckenden Auftreten gestaltete die Expertin für Museumstheater Angela Pfenninger diesen Donnerstagabend für alle Besucher spannend und lehrreich. Was ist Museumstheater, wo und wie wird Museumstheater eingesetzt, welche Methoden werden verwendet, wie wirkt man historisch authentisch und was nutzt Museumstheater im Schulkontext – das alles erfuhr man von Angela Pfenninger in einem lebendigen Vortrag, angereichert mit vielen Beispielen aus eigener Erfahrung.
Damaris Stein und Angelika Zeman: Finding a Window to 19th Century New York
Brennende Häuser, mutige Feuerwehrmänner, Rettung in letzter Sekunde – das macht das im 19. Jahrhundert verfasste Melodrama One of the Bravest aus. Umrahmt von Tanz und Musik begeisterten die stereotypisch aufgebauten Charaktere des Melodramas die nordamerikanischen Massen. Diese Ringvorlesung zeigte, wie man durch die Aufarbeitung von bisher unveröffentlichten Manuskripten in die gesellschaftlichen Gepflogenheiten einer anderen Zeit eintauchen kann. Die zwei Referentinnen Damaris Stein und Angelika Zeman nahmen die Zuhörenden mit auf ihre eigene Reise der Textbearbeitung und legten die Schritte ihrer Arbeit anhand vieler Beispiele dar.
Zwei Veranstaltungen runden die Ringvorlesung „Theater und Schule“ im Wintersemester 2019/20 ab
Die Ringvorlesung „Theater und Schule“ beleuchtete im Wintersemester 2019/20 in wöchentlichen Vorträgen die gesamte Bandbreite und die Herausforderungen des Theaters an Schulen. Die letzten beiden Termine liefern Einblicke in die Arbeitsprozesse und künftigen Entwicklungen am Theater Freiburg und bieten bei einem Runden Tisch Gelegenheit, die Ergebnisse der Ringvorlesung zusammenzutragen und zu reflektieren. Auch im nächsten Semester wird das Thema wieder aufgegriffen: in einer Fortbildung für Englischlehrkräfte und Studierende.