Wie kann man auffälligem Verhalten beziehungsorientiert begegnen? Bericht aus einer Lehrkräftefortbildung der School of Education FACE

Die schulartübergreifende Lehrkräftefortbildung zum Thema „Beziehungsorientierter Umgang mit auffälligem Verhalten“ fand 2023 an der Pädagogischen Hochschule Freiburg mit dem Referenten Detlev Vogel statt. Er ist an der Pädagogischen Hochschule Luzern tätig und forscht insbesondere zu den Themen beziehungsorientierter Umgang mit auffälligem Verhalten und Achtsamkeit in der Schule.

Kinder, die in der Schule auffälliges Verhalten zeigen, haben zu Hause oft wenig Bindungssicherheit erfahren. Lehrkräfte können dem durch eine hohe Beziehungsqualität entgegenwirken, denn durch die dauernden Konflikte mit Schüler*innen mit auffälligem Verhalten leidet oft die Beziehung zu genau diesen Kindern – dabei bräuchten sie sie am meisten. Im Rahmen der Fortbildung wurden dazu zwei Ansätze behandelt, zum einen der „Banking Time“ Ansatz und zum anderen die „Integrierte Beziehungsförderung“.

Das Konzept der „Banking Time“ wurde von dem Psychologen Robert Pianta auf der Grundlage der Bindungsforschung entwickelt. Dabei soll die Lehrperson in klar festgelegten Zeitfenstern zwei bis drei Mal in der Woche, 10-15 Minuten pro Sequenz mit dem Kind verbringen. Während der Sequenzen steuert das Kind die Interaktion, wobei die Lehrperson dem Kind ihre volle Aufmerksamkeit schenken soll. Das Ziel dieser Methode besteht darin, eine positive, sichere und stärkende Beziehung zwischen der Lehrperson und dem Kind aufzubauen.

Visualisierung: Mägi Brändle

Eine Alternative zur „Banking Time“ ist die „Integrierte Beziehungsförderung“. Diese findet im Gegensatz zur Banking Time während des Unterrichts statt. Dabei gibt die Lehrperson dem Kind in Form von drei bis fünf Mini-Interventionen besondere Aufmerksamkeit. Die Lehrperson sollte diese unabhängig von dem Verhalten des Kindes umsetzen und dabei möglichst unauffällig sein. Auch die integrierte Beziehungsförderung hat das Ziel eine positive, feinfühlige und unterstützende Beziehung zwischen der Lehrkraft und dem Kind aufzubauen. Zu beiden Konzepten liegen Studien vor, die deren Wirksamkeit bestätigen – beide Ansätze führen zu einer Verbesserung der Beziehungsqualität und zu einer Reduktion des auffälligen Verhaltens.

Während der Fortbildung wurden zunächst die Inhalte in Form von Inputs vermittelt und anschließend in Gruppen umgesetzt. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, praktische Übungen zu den jeweiligen Konzepten durchzuführen und diese selbst zu erleben.

Detlev Vogel gestaltete die Lehrkräftefortbildung sehr praxisnah und interaktiv, was von den Teilnehmenden äußerst positiv aufgenommen wurde. Neu am Fortbildungskonzept war es, dass sich nach zwei Präsenzterminen individuelle Online-Coachingtermine in kleineren Gruppen anschlossen.

Die Teilnehmenden beurteilten die Fortbildung als wertvoll für die Weiterarbeit an ihren eigenen Schulen. In der Evaluation vergaben sie Bestnoten für die Fortbildung. Herausgehoben wurden die Sinnhaftigkeit des Konzepts, die gut ausgewählten und anschaulichen Beispielfälle, die verständlichen Erklärungen, der Bezug zum Schulalltag und die Kombination aus praktischen Übungen, Erfahrungsberichten, Austausch und theoretischen Grundlagen. Sie wollen das Gelernte im Schulalltag umsetzen und insbesondere das Konzept der „Banking Time“ mit ihren Schüler*innen durchführen.

 

Die Rückmeldung eines/r Teilnehmenden:

„Ein sehr sinnhaftes Konzept – anschaulich und verständlich erklärt!“

Maariya Gessler und Beate Epting

 

Kontakt zum Referenten: devogel@gmx.de oder www.kreativwerkstatt-karlstrasse.de

Literatur: Vogel, D. & Rüst, M. (2023). Besser unterrichten durch Beziehung. Achtsam unterrichten – Lernbereitschaft fördern – mit auffälligem Verhalten umgehen. Hamburg: scolix Verlag.