Praxiskolleg Ringvorlesung WS 19/20 „Theater und Schule“ am 19.12.2019
Nach achtzehn Jahren Theaterverbot unter puritanischer Herrschaft vollzog sich in der Theaterlandschaft ein fundamentaler Wandel, dem die englische Restaurationskomödie entsprang. In ihrem lebendigen Vortrag spricht Prof. Dr. Monika Fludernik über die zwei großen Gattungen der Restaurationskomödie, das „Heroic Drama“ und die „Comedy of Manners“. Die Restaurationskomödie ist tief mit der Wiedereinführung der englischen Monarchie nach dem Fall der Republik Cromwells verbunden.
Die Rückkehr der Monarchie
Prof. Dr. Fludernik begann mit einem groben Überblick über die Geschichte des englischen Königshauses, da sich die Gattungen nur in ihrem historischen Kontext verstehen lassen. In der englischen Restaurationszeit wurde die während des Englischen Bürgerkriegs abgeschaffte Monarchie wiederhergestellt und die Stuart-Herrscher konnten aus ihrem Frankreich-Exil zurückkehren. Ihre Zeit in Frankreich prägte die kulturelle Einstellung des Königshauses und König Charles II. war ein persönlicher Liebhaber dieser sexuell freizügigen Komödie.
Referentin
Prof. Dr. Monika Fludernik ist Professorin für englische Literatur und Sprecherin des Graduiertenkollegs „Faktuales und fiktionales Erzählen“ (GRK 1767). Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Narratologie, Postkolonialismus, Recht und Literatur sowie die Ästhetik des 18. Jahrhunderts. Sie gilt als absolute Theaterliebhaberin und besucht bis zu zehn Theaterstücke pro Woche, wenn in London.
Der Wandel des Theaters
Mit der Wiedereinführung des Theaters kam eine von heutiger Perspektive aus gesehen einschlagende Wendung – Frauen erhielten das Recht auf die Bühne zu treten und als Schauspielerinnen zu arbeiten. Zu dieser Idee wurde der König von seinem französischen Exil animiert. Ebenso drastisch war der Wandel der Bühne, fährt Fludernik fort. Zu elisabethanischen Zeiten fanden die Theateraufführungen nachmittags statt, da kein künstliches Licht zur Verfügung stand. Mit der Wiedereröffnung des Theaters waren Aufführungen in beleuchteten Innenräumen möglich, was die Aufführungspraxis wesentlich veränderte. Aufführungen fanden abends auf größeren Bühnen statt und nicht mehr in kleinen Räumen. Zu Shakespeares Zeiten wurde wenig mit Bühnenbild gearbeitet und die Bühne war mehr oder weniger leer. Fludernik erklärte, dass die Restaurationskomödie mit vielen Requisiten und vor allem mit einem illusionierten Hintergrundbild arbeitete.
Heroic Drama and Comedy of Manners
Im letzten Teil ihres Vortrags ging Fludernik auf die zwei großen Gattungen ein. Die erste große Gattung ist das Heroic Drama, welches üblicherweise einen Konflikt zwischen Pflicht oder Ehre und der Liebe behandelt. Die zweite große Gattung, die Populärste zu seiner Zeit, war die Comedy of Manners. Fludernik demonstrierte, wie die Comedy of Manners mit Figurentypen und Dichotomien auf die Zuschauenden wirkt. Als Beispiel führte Fludernik „The Country Wife“ (1675) von William Wycherley an und zeigte einen kleinen Ausschnitt.
Alles in allem war der Vortrag von Prof. Dr. Fludernik sehr unterhaltsam und lehrreich. Mit viel Witz und Esprit beschrieb sie Geschichte, Arten und Praxis der Restaurationskomödie.
(Damaris Stein)
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