Schüler*innen zu MOOC Medienmentoren ausbilden – viertägige Lehrkräfte-Fortbildung mit sichtbaren Ergebnissen

MOOCit – MOOCs für die Schule, Fortbildung Logo.
© Udo Glanz

Das Team “Praxisvernetzung & Fort- und Weiterbildung” der School of Education FACE bot von Herbst 2019 bis Frühjahr 2020 eine Fortbildung zum Thema “MOOC-Medienmentoren” an. Die Teilnehmenden haben selbst MOOCs mit animierten Videos und interaktiven Aufgaben erstellt. Die erworbenen Kompetenzen können sie an Schüler*innen weitergeben.

Peer for Peer Massive Open Online Courses (P4P MOOCs) sind Online-Kurse von Lernenden für Lernende. Die Teilnehmer*innen der Veranstaltung „Schüler*innen zu MOOC Medienmentoren ausbilden“ haben MOOCs nicht nur konsumiert, sie haben MOOCs mit animierten Videos und interaktiven Aufgaben komplett selbst erstellt. Die nötigen Kompetenzen können sie an ihre Lernenden weitergeben und diese an ihren Schulen zu Medienmentoren ausbilden. So können auch Schüler*innen flexibel aus Open Educational Resources (OERs) und eigenen Inhalten individuelle MOOCs kombinieren. Im Einsatz der P4P MOOCs vor, in und nach dem Unterricht z. B. im Blended-Learning oder Flipped Classroom besteht die Möglichkeit durch Binnendifferenzierung der Heterogenität der Lernenden gerecht zu werden. Für alle Veranstaltungstermine waren keine Programmierkenntnisse erforderlich.

MOOCit – MOOCs für die Schule, Hauptseite Tutorial.
© Udo Glanz

1. Termin: MOOCs in der Bildung

War es früher noch den Giganten SAP, Telekom, Audi, Credit Suisse usw. vorbehalten, Massive Open Online Courses (MOOCs) mit Eliteprofessor*innen zu erstellen, so entdecken heute zunehmend auch kleine und mittelständische Unternehmen und auch Schulen MOOCs als Format für sich. Während bei Unternehmen die Ausbildung, das Onboarding oder die Weiterbildung durch MOOCs optimiert werden, so ist das P4P MOOC Format im Schulalltag ein Weg, die Medienkompetenz der Lernenden auf ein zukunftsgerechtes Niveau zu steigern. Medienkonzepte der Bildungsinstitutionen müssen konstant durch eine formative Evaluation weiterentwickelt werden. Dies ist sehr aufwändig. Zeitlose MOOCs können hier Entlastung bringen. Zentral bei dem neuen P4P MOOC Format ist, dass die Lernenden nicht konsumieren, sondern MOOCs selbst erstellen.

In dieser Veranstaltung eigneten sich die Teilnehmer*innen Methoden an, um effizientes digitales Lernen ihrer Lernenden zu unterstützen. In der Fortbildung wurden individuelle MOOCs (Online-Lernkurse) aus OERs kombiniert bzw. mit animierten Videos und interaktiven Aufgaben erstellt. Die Teilnehmer*innen können nun mit dem ausführlichen Print- und Online-Material Lernenden das Erstellen eines MOOCs aus OERs vermitteln.

Beispiel-MOOCs der Teilnehmer*innen

MOOCit – MOOCs für die Schule, Tablet-Führerschein.
© Udo Glanz

Nach der theoretischen Auseinandersetzung mit der Thematik sind in und zwischen den einzelnen Terminen Online-Projekte, MOOCs und sogar MOOC-Reihen entstanden, obwohl die Teilnehmer*innen parallel einen ganz normalen Arbeitsalltag hatten. Der Überblick über die Technikprüfung an der Realschule in Klasse 10 ab dem Jahr 2021 mit Beispielaufgaben und dem Vorwissen im Bereich Technischen Zeichnen ist sicherlich für viele Lehrkräfte und Schüler*innen in Baden-Württemberg interessant. Ein kleiner MOOC im Fach Deutsch zum Thema Zeichensetzung wird einigen Schüler*innen vor allem wegen des von einem Teilnehmenden produzierten „Trump-Dass-oder-Das-Videos“ in Erinnerung bleiben.

Die größte Aufmerksamkeit dürfte online aber sicherlich der Tablet-Führerschein bekommen. Durch dieses multimediale Beispiel wurde ein Grundstein für ein Tablet-Führerschein-Konzept an anderen Schulen gelegt. Ein Thema, welches der Referent Dr. Udo Glanz zukünftig als Fortbildung anbieten wird. Ein Teilnehmer möchte das intensiv getestete MOOC-Portal zukünftig auch zur Darstellung seiner Schule nutzen.

2. Termin: Animierte Videos

MOOCit – MOOCs für die Schule, Tablet-Führerschein ZGK Video-Screenshot.
© Chris Korbien

Im zweiten Modul ging es um die Erstellung und Einbindung animierter (ggf. auch interaktiver) Videos in einen P4P MOOC: Herkömmliche Erklärvideos haben einen einfachen, klassischen Aufbau, aber sie regen nicht zum aktiven Mitarbeiten an. P4P MOOC-Videos wollen Lernende anregen und zum selbständigen Lernen motivieren. In der Fortbildung eigneten sich die Teilnehmer*innen die Videoerstellung mit einem browserbasierten, kostenlosen Programm an. Es wurden medientechnisch hochwertige und qualitativ ansprechende Videos produziert, welche in einen MOOC eingebettet werden können. Die Teilnehmer*innen sind nun in der Lage, Lernenden die Erstellung animierter Videos aufzuzeigen.

3. Termin: Interaktive Aufgaben

MOOCit – MOOCs für die Schule, MOOC Vorlage.
© Udo Glanz

Interaktive Aufgaben machen nicht nur Spaß, sie sind in ausgereifter Form inzwischen fester Bestandteil des E-Learnings. Im dritten Modul eigneten sich die Teilnehmer*innen die Erstellung unterschiedlicher interaktiver Aufgaben auf einem kostenlosen Portal an. Sie erstellten hochwertige und qualitativ ansprechende Aufgaben, welche als Teil eines MOOCs Verwendung finden können. Die Teilnehmer*innen haben wiederum gelernt, Schüler*innen zur Erstellung interaktiver Aufgaben zu befähigen.

4. Termin: MOOC-Medienmentor*innen ausbilden

Im Schulalltag werden aus mehreren Gründen immer häufiger neue Medien eingesetzt, welche eine Vielzahl an Möglichkeiten bieten, sich individuell auszudrücken. Die Digitalisierung in der Bildung erlaubt es, vielseitige Medienkompetenzen zu erlangen. Lernende haben dabei anderen Lernenden viel zu geben. Wenn Lernende zu Medienmentor*innen ausgebildet werden, können sie selbst das Erlernte vertiefen und andere Lernende dabei unterstützen, neue Medien produktiv einzusetzen. Die Kommunikation unter Gleichgestellten (Peergroups) läuft häufig gelassen(er) ab. Auch persönliche Interessen können offen ausgetauscht werden. Man lernt am besten, wenn man erklärt. In diesem Modul eigneten sich die Teilnehmer*innen die Organisation einer Medienmentor*innen-Ausbildung an.

Glotzen – Klicken – Wischen?

Wenn Lehrkräfte die digitalen Kompetenzen an Lernende weitergeben (können), sind letztere nicht nur in der Lage, ihre persönlichen Lernwege aktiv zu beschreiten, sondern sie werden dabei auch zu „Expert*innen“ in der digitalen Bildung. Denn Lernende sollen die Lernmaterialien nicht nur passiv konsumieren – sie sollen als „MOOC Medienmentor*innen“ für Mitlernende Mini-MOOCs selbständig erstellen, sich mit den Lerninhalten vertieft auseinandersetzen und anderen Lernenden helfen. Mit passivem Glotzen, Klicken und Wischen hat die Digitalisierung in der Bildung dann nichts mehr zu tun.

Referent

Udo Glanz

Dr. Udo Glanz ist seit 2002 als Lehrer (Sek I & II) im Raum Freiburg tätig und daneben Autor und Verleger. In seinem Glanz-Verlag kombiniert er erfolgreich Print- und Online-Bildungsmaterialien. Als Folgeprojekt seiner Dissertation entwickelte er das MOOC-Portal “MOOCit”, mit dem er auch in der Lehrkräftefortbildung wirkt.

Link zur Website: www.MOOCit.de | MOOCwiki.org.