Prof.in Dr.in Tina Hascher: Emotionen im Praktikum

Praxiskolleg Ringvorlesung WS 18/19 „Lehr- und Lernperspektiven – Impulse aus der Forschung für Schule und Unterricht“ am 07. Februar 2019

Welche Rolle Emotionen im Lehrberuf und vor allem im Praktikum spielen, erläuterte Prof.in Dr.in Tina Hascher von der Universität Bern im Rahmen ihres Vortrags in der Ringvorlesung. Anschließend reflektierte Jessica Ohletz, Lernbegleiterin an der Neunlinden-Schule in Ihringen, diese Aspekte und zeigte ihre Perspektive aus praktischer Sicht auf.

Zu Beginn ihres Vortrags gab Prof.in Hascher eine kurze Einführung in die Grundlagen der Emotionsforschung. Sie erläuterte die verschiedenen Komponenten, aus denen sich Emotionen zusammensetzen. Im weiteren Verlauf des Vortrags zeigte sie anhand von qualitativen Studien, dass Lehrkräften vorwiegend negative Emotionen in Erinnerung bleiben und sie sich damit am längsten auseinandersetzen. Außerdem setzt sich die Forschung derzeit mit den Ursachen und den Entwicklungen von Emotionskompetenzen und ihren Wirkungen auf die Unterrichtsqualität auseinander. Hascher erläuterte dabei, dass es eine positive Wirkung auf Unterricht hat, wenn Lehrkräfte positive Emotionen oder Gefühle gegenüber dem Fach und/oder der Klasse haben, dass aber trotz positiver Emotionen die Unterrichtsqualität nicht gut sein muss. Gute Unterrichtsqualität hängt zwar auch von Emotionen von Lehrkräften ab, jedoch natürlich auch davon, wie sie den Unterrichtsstoff vermitteln.

Vor allem im Praktikum von Lehramtsstudierenden in Schulen stellen Emotionen eine wichtige Komponente dar. Praktikant*innen stehen immer unter Beobachtung, durch die hohe Belastung und den Druck, dass man viel zu verlieren hat, haben sie eine hohe Verwundbarkeit. Auch wenn Praktikant*innen manchmal Angst vor einzelnen Schüler*innen, Klassen oder Lehrkolleg*innen haben, so stellt das Praktikum für Studierende meistens einen Schonraum dar, in dem notfalls die Lehrkraft einschreitet und die Situation regelt. Eine große Rolle dabei, wie Studierende mit ihren Emotionen im Praktikum umgehen, spielt ihre Selbstwahrnehmung und ihre Motivation, Lehrer*in zu werden. Prof.in Tina Hascher betonte am Ende ihres Vortrages, die große Bedeutung der Kommunikation und des Austauschs im und bereits vor dem Praktikum. Eine gute Unterstützung von Praktikant*innen führt für diese leichter zu einer positiven Einstellung.

In der anschließenden Diskussion mit Frau Jessica Ohletz von der Neunlinden-Schule in Ihringen wurde deutlich, dass Emotionen während der Ausbildung wenig Raum erhalten und daher erst in der Praxis richtig zum Tragen kommen. Sie sieht die emotionale Stabilität als wichtigen Punkt. Dazu gehört auch das richtige Maß beim Zeigen von Gefühlen. Aus eigener Erfahrung im Umgang mit Praktikant*innen berichtet Ohletz, dass es hilft, wenn die Erwartungen beider Seiten, sowohl die der Schule als auch die der Praktikantin oder des Praktikanten, klar formuliert werden und man sich an ihnen orientieren kann. Jede*r Studierende ist ein anderer Typ und hat andere Bedürfnisse.

Abschließend formuliert Jessica Ohletz einige Empfehlungen  für das Schulpraktikum von Lehramtsstudierenden aus  ihrer Perspektive der betreuenden Lehrkraft: Es sollte eine positive Fehlerkultur herrschen, sodass keine Angst vor Fehlern aufkommt. Es sollte Kohärenz in den Aufgaben liegen und man sollte sich Zeit nehmen diese zu verdeutlichen, weil nur sinnstiftendes Arbeiten tiefgründig und somit erfolgreich ist. Die Praktikant*innen sollten Selbstwirksamkeit erfahren können. Sie sollten Kontakt mit Eltern erleben können, um ihnen die Angst davor zu nehmen, und abschließend sollen die Praktikant*innen bestenfalls eine der von Frau Hascher benannten Arten der Arbeitszufriedenheit erfahren können.

(Dr. Martina von Gehlen und Larissa Görner)

Videomitschnitt

Hier finden Sie den Videomitschnitt des Votrages von Prof.in Dr.in Tina Hascher:

Weitere Informationen

Alle Informationen, Berichte und Veranstaltungen der Ringvorlesung „Lehr- und Lernperspektiven – Impulse aus der Forschung für Schule und Unterricht“ finden Sie auf der Webseite zur Ringvorlesung.