Tagung zur Entwicklung von Aus- und Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte: Das WIE im Blick

Was wirksame Angebote der Lehrkräftebildung ausmacht (z. B. fachdidaktische Tiefe), ist hinlänglich bekannt. Wenig beleuchtet ist hingegen, wie bereits bei der Entwicklung  eines neuen Angebots vorgegangen werden kann, damit am Ende eine wirksame Professionalisierungsmaßnahme steht.
Diese Frage zog über hundert Personen vom ZSL, den Seminaren, dem IBBW und Hochschulen in Baden-Württemberg an: Sie nahmen an der Tagung „Das WIE im Blick – Professionalisierung beim Design von Aus- und Fortbildungsveranstaltungen im Austausch von aktueller Forschung und praktischer Umsetzung“ teil, die am 22. und 23. November 2024 an der Pädagogischen Hochschule Freiburg stattfand.

Gleich zu Beginn wurde deutlich, was vielen unter den Nägeln brennt: die geringe Nachfrage bei mehrphasigen Fortbildungen. Zumal dies im Widerspruch zu der Erkenntnis steht, dass Fortbildungen mit mehreren Terminen und dazwischen liegenden Anwendungsphasen am effektivsten sind. In der Keynote stellte Prof. Dr. Susanne Prediger (Deutsches Zentrum für Lehrkräftefortbildung Mathematik, DZLM) sogar die These auf, dass „One-Shot-Veranstaltungen“ in der Regel Zeitverschwendung seien: „Sie sind nur dann sinnvoll, wenn die Nachbereitung eigenständig erfolgen kann, etwa durch bereits etablierte Netzwerke“.

 

Wie bei der Entwicklung wirksamer Fortbildungen vorgegangen werden kann, zeigten acht Workshops mit Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft und Praxis, die von einem Team der Pädagogischen Hochschule Freiburg, der School of Education FACE, dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Regionalstelle Freiburg, dem Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg für die Tagung zusammengestellt wurden. So ermöglicht z.B. das in Freiburg erprobte „Four Components of Instructional Design Model“ die systematische Entwicklung von Aus- und Fortbildungsangeboten ausgehend von authentischen Anforderungssituationen an Lehrkräfte – eines der Merkmale von Fortbildungsqualität, die Susanne Prediger in ihrer Keynote genannt hatte. Das Konzept „Lesson Study in der Lehrkräfteausbildung Berufliche Schulen“ basiert auf internationalen Forschungsergebnissen zur Lehrkräftefortbildung, die jedoch nicht 1:1 übernommen, sondern von einer Arbeitsgruppe von Ausbilderinnen und Ausbildern und dem ZSL an die Besonderheiten des Einsatzes an Seminaren in Baden-Württemberg angepasst wurden. Wie wiederum die Gestaltung von Reflexionsanlässen mit Unterrichtsvideos gelingen kann, stellte ein Tandem aus einer Fachleiterin (Abteilung Sonderpädagogik) und einem Professor für Geschichtsdidaktik vor.

Bei einem gemeinsamen Abendessen am Freitag und abschließenden Diskussionsrunden am Samstag wurde weiter angeregt diskutiert, wie die Theorie-Praxis-Vernetzung gelingen und wie auf den Ergebnissen dieser Tagung aufgebaut werden kann.

Diese Veranstaltung war ein erster Höhepunkt in der gemeinsamen Weiterentwicklung der Lehrkräftefortbildung: Die ZSL Regionalstelle Freiburg und die Pädagogische Hochschule Freiburg haben dazu einen mehrjährigen Kooperationsvertrag unterzeichnet.

Ein herzlicher Dank geht an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, das die Tagung im Rahmen des Forschungs- und Nachwuchskollegs „Diagnostische Kompetenzen von Lehrkräften“ (DiaKom) ermöglicht hat.

(Fotos: School of Education FACE)