PLG „Sprachsensibel Unterrichten“ startet an der Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule Freiburg

Am 18. Juli 22 startete die Professionelle Lerngemeinschaft (PLG) „Sprachsensibler Fachunterricht – Unterrichtsvorbereitung für heterogene Gruppen“ mit einem Kick-off-Treffen noch im Schuljahr 21/22.

Kristallisationskern Motivierte

„Das Konzept der PLG wurde im Vorfeld gemeinsam mit Detlef Sonnabend, Leiter der Berufsschule der Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule, zielgruppenorientiert für Lehrkräfte in gewerblich-technischen Schulen weiterentwickelt“, berichtet Dr. Martina von Gehlen, die an der PH Freiburg im Projekt „FACE – Berufliches Lehramt“ des BMBF in der QLB III für die Organisation und Begleitung der PLG zuständig ist. Auch wenn am ersten Termin noch nicht alle angemeldeten Lehrkräfte von zwei weiteren beruflichen Schulen dabei sein konnten, waren sich alle Anwesenden einig: Wir starten im nächsten Schulhalbjahr mit kleinen, machbaren Schritten auf den Weg zum sprachsensiblen Unterrichten.

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Foto 1: Erster Austausch zu Herausforderungen und Wünschen mit Lehrkräften der Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule Freiburg (Foto: v. Gehlen)

Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Den beiden Referentinnen der Pädagogischen Hochschule Freiburg, Prof. Dr. Gabriele Kniffka (Professorin für deutsche Sprache und ihre Didaktik und Leiterin des Bachelor-Studiengangs Deutsch als Zweit- und Fremdsprache (BA DaZ/DaF)) und Britta Kangas (Akademische Mitarbeiterin im Projekt “FACE – Berufliches Lehramt”), war es wichtig, erst einmal die Herausforderungen und Wünsche der Lehrkräfte zu erfassen.

Denn sie möchten keinen einseitigen Wissenstransfer, sondern im nächsten Schuljahr sehr genau die thematischen Aspekte fokussieren, die die Lehrkräfte in ihrer Unterrichtssituation einen Schritt weiterbringen und sie bei ihren täglichen Unterrichtsherausforderungen unterstützen (s. Foto 2). Britta Kangas entwickelte beispielsweise im Projekt „FACE – Berufliches Lehramt“ Lehreinheiten zum sprachsensiblen Unterrichten und kann diese bereits mit Studierenden des Beruflichen Lehramts in die PLG einbringen.

Prinzipien und Methoden des sprachsensiblen Fachunterrichts

Foto 2: Welche herausfordernden Situationen begegnen mir in meinem Unterricht, die ich auf sprachliche Ursachen zurückführe?

Im Rahmen ihres Vortrags führte Prof. Gabriele Kniffka in die Thematik ein und stellte Ziele und zentrale Prinzipien eines sprachsensiblen Fachunterrichts vor. Entsprechend der Ausrichtung von PLGn, den Fokus auf das Lernen der Schüler*innen zu legen, liegen die Zielsetzungen sprachsensibler Unterrichtskonzepte auf der Unterstützung von Schüler*innen bei der Erfassung von Fachinhalten mittels Fachsprache und beim Ausbau ihrer fach(sprach-)lichen Literacy.

Soziolinguistische Studien machen deutlich, dass Schüler*innen mit dem Eintritt in die Berufsschule einen Enkulturationsprozess durchlaufen. Dieser umfasst neben der Gewöhnung an eine neue Umgebung (Arbeitsplatz) auch die Aneignung weiterer sprachlicher Kompetenzen, sowohl im Hinblick auf den Arbeitsplatz wie auch im Hinblick auf das schulische Lernen. Diese Anforderungen legen eine sprachsensible Unterrichtsgestaltung nahe, die nicht ausschließlich an den Deutschunterricht gekoppelt ist.

Ziel des sprachsensiblen Unterrichtens ist eine zunehmende Selbstständigkeit der Schüler*innen bei der Bewältigung von Aufgaben, um so ihre Bildungslaufbahn erfolgreich zu absolvieren. Die Scaffolding-Methode sowie das SIOP-Modell (Sheltered Instruction Observation Protocol) bieten dabei wirksame, empirisch validierte Ansätze, um im Unterricht fachliche und sprachliche Lernziele zu verknüpfen sowie die fachsprachlichen Kompetenzen bei Schüler*innen schrittweise auf- und auszubauen.

Prinzipien sprachsensiblen Unterrichtens umfassen beispielsweise

  • fachliche und sprachliche Lernziele systematisch zu verknüpfen
  • an das sprachliche das konzeptuell-inhaltliche Vorwissen der Schüler*innen konsequent anzuknüpfen,
  • Erfahrungswissen zu schaffen,
  • Darstellungsformen zu variieren und systematisch vom Konkreten zum Abstrakten voranzuschreiten,
  • kooperative Lern- und Arbeitsformen mit Gelegenheiten zur Bedeutungsaushandlung / Bedeutungskonstitution (epistemische Funktion) einzusetzen und /oder
  • eine szenariodidaktische Gestaltung des Unterrichts dort anzubieten, wo dies möglich ist.

Was wünschen sich die Lehrkräfte?

Foto 3: Was verspreche ich mir von der Auseinandersetzung mit dem Thema “Sprachsensibel Unterrichten” für meinen Unterricht?

Als Pädagog*innen ist den Lehrkräften wichtig, die Schüler*innen auf ihrem beruflichen Weg gut zu begleiten. Dies geht natürlich nur, wenn sie diese auch mit ihrem Angebot erreichen. Eine der größten Herausforderungen ist dabei die extreme Heterogenität in den Klassen.

Entsprechend dem Prozess „Plan – Do – Check – Act“-Zyklus möchten Lehrkräfte Strategien und Tools zur Steigerung des Unterrichtserfolgs entwickeln, die Schüler*innen erreichen und motivieren – was wiederum andere ansteckt und auf sie zurückwirkt und dabei konkreten Input erhalten für ihre speziellen Probleme.

Wie gehen wir nun weiter vor?

Bis zum zweiten Termin der PLG beobachten die Lehrkräfte nun, an welchen Stellen im Unterricht sie sprachliche Probleme wahrnehmen. Sie entscheiden sich (ggf. im Team), an welchem dieser Probleme sie weiterarbeiten möchten. Bei der Lösung der wahrgenommenen Problembereiche werden sie begleitet vom PH-Team, das ihnen Impulse gibt und mit ihnen Lösungswege erarbeitet und evaluiert. Das alles wird Zeit brauchen, soviel ist klar – mit motivierten Kolleg*innen in überschaubaren Schritten konkrete Qualitätsentwicklung zu betreiben, das ist das Ziel.