Am 30.09. und 1.10. 2021 fand an der Universität Freiburg eine Tagung zum Thema „Englische Sprachwissenschaft und Fachdidaktik im Dialog: Chancen zur Stärkung der universitären Lehrer*innenbildung“ statt. Organisiert von Anna Rosen (Universität Freiburg) und Katharina Beuter (Universität Bamberg) bot die Tagung rund 30 Sprachwissenschaftler*innen und Fachdidaktiker*innen aus ganz Deutschland und Fachleiter*innen und Englischlehrer*innen aus Baden-Württemberg ein Forum, um Möglichkeiten für eine stärkere Verzahnung von Englischer Sprachwissenschaft und Fachdidaktik in der Lehrer*innenbildung auszuloten.
Obwohl Sprachwissenschaft eine der zentralen Bezugswissenschaften für die fremdsprachliche Fachdidaktik ist, werden in der Englischlehrer*innenbildung an deutschen Universitäten bislang kaum Lehrveranstaltungen angeboten, die sprachwissenschaftliche Inhalte und fachdidaktische Fragestellungen integrieren. Studierenden einer Fremdsprache ist meist völlig unklar, wie sehr ihre linguistische Ausbildung ihnen später im Lehrberuf nutzen kann. Ebenso beklagen Fachdidaktiker*innen, dass Lehramtsstudierende im Studium zwar genügend linguistisches Fachwissen erwerben, dieses später aber nicht angemessen in der unterrichtlichen Praxis anwenden können und zudem nur über unzureichende diagnostische Fähigkeiten für eine erfolgreiche Fremdsprachenvermittlung verfügen.
In neun Vorträgen gingen Sprachwissenschaftler*innen und Fachdidaktiker*innen Fragen zu Chancen, Herausforderungen und konkreter Umsetzung der Verknüpfung der beiden Bereiche nach. Teilnehmer*innen, die pandemiebedingt nicht anreisen konnten, wurden per Videotechnik (“Meeting-Owl”) zugeschaltet. Neben verschiedenen Überlegungen zur Relevanz sprachwissenschaftlicher Methoden und Inhalte im schulischen Englischunterricht, stellten die Vortragenden auch praxiserprobte Lehrentwürfe vor, die verknüpfende Ansätze bereits umsetzen. Dabei lag der Fokus vor allem auf Englisch als Sprachsystem, Englisch im kontextuellen Gebrauch, Englisch als Weltsprache und auf sprachwissenschaftlichen Methoden.
Zwischen den Vorträgen setzten sich die Teilnehmenden in moderierten Diskussionen mit den vorgestellten Ansätzen auseinander, wobei vor allem die praxisorientierte Bewertung im Mittelpunkt stand. In einer Schreibdiskussion konnte dieser Austausch aller Akteure in der Lehrer*innenbildung vertieft und konkretisiert werden. Dabei überschnitten sich viele Ansichten und Ziele. Einige Aspekte wiederum, wie zum Beispiel die Relevanz bestimmter sprachwissenschaftlicher Bereiche für den Schulunterricht, wurden zum Teil auch gegensätzlich bewertet. Begleitet wurde die Tagung auch von drei Critical Friends aus Fachdidaktik, Schule und Sprachwissenschaft, die zum Abschluss Ihre Sicht auf die Tagungsergebnisse darstellten.
Die unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen aller Akteure in der Lehrer*innenbildung ermöglichten letztlich einen Austausch, der die verschiedenen Ansätze und Fragestellungen sowohl umfassend beleuchtete als auch realistisch einschätzte und so zu konkreten Impulsen und umsetzbaren Ideen für die Lehrer*innenbildung führte.
Die Ergebnisse dieses Austausches werden im kommenden Jahr in einem Tagungsband festgehalten werden, der somit erstmals als ausführliche Ideensammlung und Handreichung für alle Akteure in der fremdsprachlichen Lehrer*innenbildung dienen kann.