Das schulische Lernen steht vor großen Herausforderungen. Selbständiges Lernen und Arbeiten, Herausforderungen im Zeitalter der Digitalität und persönliche Potenziale fördern sind nur einige Stichworte der Bildungsdiskussion. Der schulische Unterricht sollte also einen Rahmen schaffen, in dem die Lernenden kreativ denken und in Teams zusammenarbeiten müssen, um ihre Kompetenzziele erreichen zu können. Diese Ziele lassen sich durch den Einsatz von problemorientierten Lernaufgaben auch in heterogenen Lerngruppen erreichen.
Die dreiteilige Online-Fortbildung „Mit lernwirksamen Aufgaben hybrid lehren und lernen“ des Handlungsfelds „Praxisvernetzung und Fort- und Weiterbildung“ der School of Education FACE fand über einen Zeitraum von drei Wochen im Juni und Juli 2021 zum zweiten Mal statt. Die Teilnehmenden blickten durch die aufgabendidaktische Brille auf den Schulunterricht und entwarfen in Tandems lernaktivierende, kompetenzorientierte Lernaufgaben. Im Vordergrund stand die konkrete Aufgabengestaltung nach dem „Lernjob“-Konzept.
Für gute Lernaufgaben gibt es kein Erfolgsrezept – aber Qualitätsmerkmale. Dazu gehört, dass die Aufgabe aus einem echten, bedeutsamen Problem heraus entsteht. Während des Lösungsprozesses trainieren die Lernenden die angestrebten Kompetenzen geradezu beiläufig. Je nach Bedarf können sie dabei auf Anregungen und (digitale) Hilfestellungen zurückgreifen. Im Zentrum der Aufgabe steht das Handlungsprodukt der Lernenden (z.B. ein Erklär-Video, ein Track-Review oder ein nachhaltiges Eisteerezept), was sie im Team entwickeln und an dem ihr Kompetenzzuwachs ersichtlich wird.
Aufgabendidaktische Grundlagen im hybriden Setting
Referent Dr. Patrick Blumschein (Dozent der Erziehungswissenschaft und Leiter des Zentrums für Lehrkräftefortbildung der PH Freiburg) gab während des ersten Online-Termins einen Input zu aktuellen Herausforderungen in der Unterrichtsgestaltung im Kontext der Digitalisierung und einer zunehmenden Heterogenität in der Schülerschaft. Das hybride Lehren und Lernen ist nicht nur in diesem Kontext entstanden – es könnte auch ein Teil der Lösung sein.
Die Teilnehmenden sammelten im Anschluss Ideen zu Lernaufgaben, mit denen Zukunftskompetenzen erworben werden können, bei denen sich alle Lernenden beteiligen können und die das Lernen in hybriden Lernsettings ermöglichen. Bis zum nächsten Termin wählten sie in Tandems eine vorgegebene Lernaufgabe aus, analysierten diese und sammelten Verbesserungsvorschläge.
Wie konzipiert man lernaktivierendend Aufgaben?
Beim zweiten Online-Termin stellten die Teilnehmenden ihre Ergebnisse vor. Durch den Austausch wurde deutlich: Aufgabenblätter mit viel Form und wenig Inhalt verfehlen ihr Ziel. Denn nicht jeder, der einen Lückentext ausfüllen kann, hat wirklich etwas gelernt. Um zu zeigen, wie Lernaufgaben lernaktivierendend und kompetenzorientiert gestaltet werden können, stellte Referent Klaus Oehmann (Fachleiter am Europa-Studienseminar für berufliche Schulen in Gießen, Lehrbeauftragter für Wirtschaftsdidaktik an der Goethe-Universität Frankfurt und Lehrkraft an der Max-Weber-Schule Gießen) das Konzept der „Lernjobs“ vor. Lernjobs knüpfen an Vorwissen an, bilden eine echte Fragestellung ab, beinhalten ein Handlungsprodukt, eignen sich für Teamarbeit und zeichnen sich dadurch aus, dass sie sowohl klare Ziele und Struktur als auch viel Spielraum und Flexibilität bieten.
In der Zeit bis zum Termin entwickelten die Tandems eigene Lernaufgaben für ihre Unterrichtsfächer. Als Hilfestellung gaben ihnen die Referenten einen Leitfaden für smarte LernJobs an die Hand sowie eine Checkliste für Aufgaben, die entlang des „aufgabendidaktischen Kompasses“ gestaltet sind.
Lohnt sich der Aufwand?
In der Abschluss-Sitzung präsentierten die Tandems ihre Ergebnisse. In der Diskussion wogen sie den hohen Arbeitsaufwand bei der Erstellung der Aufgaben mit dem zu erwartenden Erfolg ab. Sie ließen sich dabei von den Erfahrungen der Referenten aus deren eigener Unterrichtspraxis ermutigen und inspirieren.
Zum Abschluss schlug Referent Patrick Blumschein noch einmal den Bogen zu den Handlungsfeldern „Schulentwicklung“, „Heterogenität“ und „Hybrides Lernen“ und stellte sowohl praktische Online-Tools als auch Unterrichtsmethoden vor. Die Kombination aus smarten Lernaufgaben und hybriden Lernsettings ermöglicht z.B. ein langfristiges, digitales „Großraum-Gruppenpuzzle“.
Nicht nur mit vielen Impulsen im Rucksack, auch mit bereits in der Fortbildung begonnener Transferleistung in die eigene Unterrichtspraxis schlossen die Teilnehmenden die Fortbildung ab.
Aus der Evaluation:
„Da wir in Kleingruppen die Lernaufgaben konzipierten, mussten wir einige Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, die auch real passieren können. Welches Thema wird gewählt? Wer bereitet welchen Inhalt vor? In der Gruppe konnten wir aus einem großen „Ideen-Blumenstrauß“ auswählen und uns gegenseitig während der Ausarbeitung des LernJobs “befruchten”. Das motiviert, mit anderen gemeinsam Lernjobs vorzubereiten.“
„In der Fortbildung herrschte eine angenehme Atmosphäre. Es war eine tolle Mischung aus viel Input einerseits und Gelegenheit zum (entspannten) Austausch andererseits. Auch die Tandemarbeit war gut. Gute Mischung aus Theorie und Praxis!“
„Die Organisationsstruktur der Fortbildung war sehr gut gemacht, hilfreiche Tipps und Links standen sofort zur Verfügung.“
„Das Team war toll – sehr offen und kompetent.“
Aliena Kempf, Beate Epting, Dr. Patrick Blumschein & Klaus Oehmann