Bildungs- und Unterrichtsforschung ist nur möglich, wenn Forschende Erhebungen in Schulen durchführen können. Wie kann sichergestellt werden, dass die Umsetzung solcher Studien, die oft nicht nur für die Forschenden, sondern auch für die beteiligten Schulen mit erheblichem Aufwand verbunden ist, zu fairen und wertschätzenden Bedingungen stattfindet? Wie stellt man sicher, dass alle Beteiligten von den Ergebnissen profitieren? Das Praxiskolleg hat in Zusammenarbeit mit Akteuren an Hochschulen und Hochschulpartnerschulen einen Code of Conduct entwickelt, der Grundsätze der Zusammenarbeit formuliert.
Hochschullehrende, Promovierende und Studierende suchen für ihre Forschungsprojekte oder Qualifizierungsarbeiten Schulkontakte und Schulen wünschen sich wissenschaftliche Begleitung und Fort- und Weiterbildungsprogramme zu bestimmten Themenfeldern. Damit diese Kontakte zwischen Hochschulen und Schulen nicht ausschließlich auf individueller Ebene geknüpft werden müssen, koordiniert und strukturiert das Praxiskolleg seit 2015 die Zusammenarbeit der in der School of Education eingebundenen Hochschulen mit geeigneten Schulen im Regierungsbezirk Freiburg. Aufgabe des Praxiskollegs war es zunächst, ein Netzwerk von Schulen aufzubauen, die als so genannte Hochschulpartnerschulen bereit sind, auf Basis eines Kooperationsvertrags in Forschung und Lehre, in der Fort- und Weiterbildung sowie im Praxisaustausch mit den Hochschulen zusammenzuarbeiten. Das Praxiskolleg entwickelte außerdem ein Zugangssystem, das Forschungsdrehkreuz, das Forschungsprojekte der Hochschulen mit zur Umsetzung geeigneten Schulen zusammenführt. Im Gegenzug erhalten die Hochschulpartnerschulen einen privilegierten Zugang zu neuen Forschungsergebnissen und zur wissenschaftlicher Begleitung von Fort- und Weiterbildungsprogrammen.
Gerade Schulen im Umkreis von lehramtsausbildenden oder bildungswissenschaftlich aufgestellten Hochschulen bekommen eine Vielzahl von Anfragen zur Teilnahme an wissenschaftlichen Studien. Die Durchführung der Studien ist nicht nur für die Forschenden, sondern auch für die beforschten Schulen mit erheblichem bürokratischen und organisatorischen Aufwand verbunden, auch deshalb wird die kontrollierte Zusammenführung von Hochschulen und Schulen durch das Praxiskolleg von beiden Seiten geschätzt. Hochschullehrende, Promovierende und Studierende loben es, mit Hilfe des Forschungsdrehkreuzes des Praxiskollegs eine niedrigschwellige Möglichkeit zu haben, an Schulen und an deren Lehrkräfte für Forschungszwecke heranzutreten, im Gegenzug wird sichergestellt, dass alle erforderlichen Genehmigungen eingeholt sind und alle Vorschriften beispielsweise zum Datenschutz im Forschungsprozess eingehalten werden. Nicht zuletzt möchte das Praxiskolleg sicherstellen, dass die in den Forschungsvorhaben gefundenen Ergebnisse an die Schulen zurückgespiegelt werden und den Lehrkräften für die eigene Professionalisierung und die Unterrichts- und Schulentwicklung zur Verfügung stehen.
Damit das Geben und Nehmen im Rahmen dieser Zusammenarbeit unter fairen und wertschätzenden Bedingungen stattfindet, hat das Praxiskolleg in einem umfangreichen Austauschprozess gemeinsam mit den Hochschulpartnerschulen einen Code of Conduct entwickelt. Der Code of Conduct beinhaltet als Grundsätze die Partizipation, Kooperation und Ko-Konstruktion und das Ausloten gemeinsamer Interessensfelder. Für alle Beteiligten ist die Wahrung der Autonomie und die Freiwilligkeit der Zusammenarbeit eine wichtige Basis. Gegenseitig die Leistungen zu würdigen und auch Einzelbeiträge im kooperativen Arbeiten und Lernen sichtbar zu machen, stärkt das Gleichgewicht eines Gebens und Nehmens, das möglichst ohne Zeitdruck erfolgen sollte. Um bei den Forschungsprojekten eine Kooperation auf Augenhöhe zu erreichen, ist im Code of Conduct sowohl die detaillierte Absprache der Forschenden mit den Schulen vorab als auch eine Rückmeldung der Projektergebnisse an die teilnehmenden Schulen im Nachgang als Teil einer respektvollen Zusammenarbeit formuliert.
Veröffentlichung und Download
Sie finden den Code of Conduct als Webversion und zum Download auf der neuen Webseite „Code of Conduct: Leitlinien für die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Schulen“.
Der Code of Conduct wurde zudem im Rahmen der Broschüre: „Herausfordernde Situationen rund um den Lehrberuf – Fragen und Antworten. Forschungsergebnisse aus dem interdisziplinären Promotionskolleg CURIOUS und Leitlinien für die Zusammenarbeit von Forschung und Schule“ veröffentlicht. Weitere Informationen zur Broschüre und die Downloadversionen finden Sie auf der Webseite zur Broschüre.