Seit Januar 2007 ist Prof. Dr. Andy Richter Professor für „Technik und ihre Didaktik sowie Fachdidaktik technischer Fachrichtungen“ an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Er leitet das Projekt „FACE: Strukturentwicklung und Rekrutierung im Beruflichen Lehramt (gewerblich-technische Mangelfächer)“, kurz „FACE – Berufliches Lehramt“, mit dem die School of Education FACE im Rahmen der dritten Phase der Qualitätsoffensive Lehrerbildung umfangreiche Projektmittel einwerben konnte. In unseren 10 Fragen erfahren Sie mehr über ihn und seine Verbindung zu FACE.
Professor Richter studierte Lehramt an berufsbildenden Schulen in der Fachrichtung Metalltechnik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, wo er nach einigen vorangegangenen beruflichen Stationen 2005 zum Dr. phil. für Berufs- und Betriebspädagogik promoviert wurde. Zuvor war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Landesinstitut Schleswig-Holstein für Praxis und Theorie der Schule (IPTS, jetzt IQSH) in Kronshagen/Kiel im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitung des BLK-Modellversuchs „Qualitätsmanagement und berufliche Bildung – QMB“ des Landes Schleswig-Holstein tätig. 1999 kehrte Prof. Richter als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zurück, wo er am Institut für Berufs- und Betriebspädagogik am Lehrstuhl Berufspädagogik (Prof. Dr. Reinhard Bader) und ab 2004 am Lehrstuhl Fachdidaktik technischer Fachrichtungen (Prof. Dr. Klaus Jenewein) auch in weiteren Modellversuchen tätig war. Seit 2007 ist er Professor für „Technik und ihre Didaktik sowie Fachdidaktik technischer Fachrichtungen“ an der Pädagogischen Hochschule Freiburg und leitet seit 2020 das Projekt „FACE – Berufliches Lehramt“.
1. Was verbinden Sie persönlich mit der School of Education FACE? Was ist Ihre Motivation?
Inhaltlich eher weniger, da meine bisherigen Arbeitskontexte nicht direkt mit FACE im Zusammenhang standen. Formal und aktuell schon mehr, da das Projekt „Strukturentwicklung und Rekrutierung im Beruflichen Lehramt (gewerblich-technische Mangelfächer)“ im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung 3 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in FACE eingebunden ist. Emotional (das trifft wohl eher die Frage nach der Motivation): Das Berufliche Lehramt, die Weiterentwicklung der entsprechenden Studienprogramme und die diesbezüglichen Studierenden liegen mir wirklich am Herzen, und insofern auch die Idee zu den zentralen Teilprojekten „A1 – Stärkung der Professionsorientierung durch Herstellung von Kohärenz“ und „B1 – Integrierter Pilotstudiengang“.
2. Warum sollte man Lehramt in Freiburg studieren?
Ich fokussiere auf das Berufliche Lehramt: Wir haben in Baden-Württemberg und in Freiburg ein ehemals deutschlandweit einmaliges Kooperationsmodell zwischen den PHen und HAWen im Rahmen des Studiums für das Höhere Lehramt an beruflichen Schulen. In diese Kooperation bringt vor Ort die Pädagogische Hochschule Freiburg ihre Kompetenz in der bildungswissenschaftlich-pädagogischen Ausbildung von Lehrkräften und die Hochschule für angewandte Wissenschaften Offenburg ihre Expertise im ingenieurwissenschaftlich-technischen Bereich ein. Mit dem „Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Freiburg (Berufliche Schule)“ ist ein weiterer kompetenter Partner eingebunden, der die inhaltliche und organisatorische Ausgestaltung der in das Studium integrierten Schulpraktischen Phasen übernimmt. Diese Kombination zweier Hochschul(kultur)en mit den Erfahrungen des Staatlichen Seminars trägt zu einer wirklich guten pädagogischen Professionalisierung und Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden bei. Um dies zu nutzen, sollte man in Freiburg studieren.
3. Was würden Sie Lehramtsstudierenden zu Beginn ihres Studiums raten?
Nutzen Sie nicht nur die studiengangbezogenen Angebote, die Ihnen die verschiedenen Hochschulen bieten, nehmen Sie die unterschiedlichen Hochschulkulturen als bereichernd für Ihre persönliche und berufliche Entwicklung war … aber genießen Sie auch die Zeit des Studiums für ganz andere Anregungen.
4. Welche Erfahrungen bzw. welches Erlebnis aus Ihrer Schulzeit war / waren prägend für Sie?
Ich hatte (fast durchweg) tolle Lehrer in den allgemeinbildenden Schulen und im Rahmen der Berufsausbildung, einen fordernden aber auch fördernden akademischen Lehrmeister, der mich zudem persönlich geprägt hat. Letzterer gab mir darüber hinaus vor meinem Professurantritt in Freiburg drei Maximen mit auf den Weg(gang), an die ich mich immer noch zu halten versuche.
5. Was war ihr letztes „Lernerlebnis“ (beruflich oder privat)?
Ich bitte um Nachsicht für ein doch recht negatives aber leider auch wahres, jedoch ein wenig abgewandeltes Zitat, welches Kurt Tucholsky zugeschrieben wird (wenngleich solche Situation glücklicherweise recht selten vorkommen): „Unterschätze nie die Macht uninformierter Leute, die einer Meinung sind“. Das war aber im privaten Umfeld. Warum dieses Zitat dennoch hier auftaucht, obwohl man ja positiv antworten sollte: „Die Wahrheit bewirbt sich nicht für einen Schönheitswettbewerb.“ [Thom Renzie]
6. Welche Lektüre hat Sie besonders beeindruckt?
Immer noch „Die Gesellschaft der Gesellschaft“ von Niklas Luhmann.
7. Worauf könnten Sie niemals verzichten?
Ich finde die diesbezüglich oft angeführte Familie zu pathetisch. Deshalb: Jeden Tag berufliche und private Herausforderungen, die nicht mit Routine zu meistern sind. Diese sind das Salz in der Suppe … also doch wieder ein wenig pathetisch. 😉
8. Mit wem würden Sie gerne einen Tag im Leben tauschen, und warum?
Mit niemandem! Wenn ich tauschen würde wollen, hätte ich einen anderen, auch beruflichen Lebensweg einschlagen sollen.
9. Was ist Ihr Lieblingsort in Freiburg?
Eigentlich gibt es DEN Lieblingsort so konkret nicht … weder in Freiburg noch auf der ganzen Welt, denn der ist immer genau dort, wo angenehme Menschen sind mit denen man gerne Zeit verbringt. Ohne liebenswerte Personen ist selbst der schönste Ort, bspw. ein Strand in der Karibik, für mich persönlich wertlos.
10. Was ist Ihr persönliches Motto?
Gehen auch zwei?: „Nichts auf der Welt ist so gut, dass es nicht noch verbessert werden kann!“ aber auch: „Investiere deine Zeit nur in Dinge, die du ändern kannst. Den Rest nimm hin!“
Weitere Informationen
Am 01.03.2020 ist die dritte Phase der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ mit dem Schwerpunkt „Berufliches Lehramt“ gestartet. Mithilfe der Förderung, welche die School of Education FACE einwerben konnte, werden am Standort Freiburg in den nächsten Jahren die beruflichen Lehramtsstudiengänge in den gewerblich-technischen Fachrichtungen der Pädagogischen Hochschule Freiburg und der Hochschule Offenburg weiterentwickelt. Durch gezielte Maßnahmen sollen Studierende unterstützt und weitere Studierende für die Fachrichtungen begeistert werden.