Die Schulleiterin Nicola Heckner und der Leiter des Praxiskollegs Prof. Dr. Lars Holzäpfel unterschrieben am 19. Juli 2019 den Kooperationsvertrag zwischen der Realschule St. Landolin (Ettenheim), der Pädagogischen Hochschule Freiburg und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ziel der Kooperation ist die Zusammenarbeit mit den beiden Hochschulen in der Lehrer*innenaus- und -fortbildung. Neben der Betreuung von Studierenden in Praxisphasen kann sich die Realschule insbesondere in der Unterrichts- und Bildungsforschung, in Hochschullehrprojekten, in der Fort- und Weiterbildung und im Mentoring einbringen. „Mir ist wichtig, die Synergien im System zu nutzen und meinen Lehrkräften zugänglich zu machen“, betonte Frau Heckner bei der feierlichen Vertragsunterzeichnung in der Schule.
Vorgeschichte
Die neue Schulleiterin der Realschule St. Landolin nahm an zwei der Community of Practice Veranstaltungen im Gymnasialseminar und im WHRS-Seminar teil. Diese Einblicke in die Zielsetzungen und Aktivitäten des Praxiskollegs der School of Education FACE überzeugten sie:
„Es ist eine gute Sache, alle in der Lehrerbildung Tätigen und auch die verschiedenen Institutionen der unterschiedlichen Schularten zusammenzubringen, mit dem Ziel, mit- und voneinander zu lernen. Dass wir hier alle mit gut ausgebildeten Menschen, Lehrer*innen wie Schüler*innen, die Welt von morgen gestalten – sozusagen diese prozessbezogene Kompetenz leben – ist wichtig. Zu einer solch synergetischen Situation zu kommen ist das Hauptziel, das mich sehr begeistert“, erörterte Nicola Heckner ihre Sichtweise.
Unterstützt wird die Hochschulpartnerschaft vom Schulleitungsteam der Realschule, dem neben der Schulleiterin Nicola Heckner der stellvertretende Schulleiter Thomas Drees und der Realschullehrer Dirk Wolters angehören. Die Koordination der schulseitigen Aktivitäten übernimmt der ausgebildete Evaluator der Schulstiftung und Musiklehrer Christoph Breithack.
Im März 2019 stellte Dr. Martina von Gehlen das Konzept der Hochschulpartnerschaft im Kollegium der Realschule St. Landolin vor. In der darauffolgenden Gesamtlehrerkonferenz im Mai stimmten die Lehrkräfte einstimmig dafür, Hochschulpartnerschule zu werden.
Zusammenarbeit in der Lehre
Das vom Musiklehrer Christoph Breithack in Zusammenarbeit mit Universitäten in den USA entwickelte fachdidaktische Bläserklassenkonzept weckte bei der Musikhochschule und der Pädagogischen Hochschule Freiburg das Interesse, dieses auch Musiklehramtsstudierenden am Standort zugänglich zu machen.
„Die Didaktik für den Unterricht in der Bläserklasse wurde in den letzten sechs Jahren mit zwei Kollegen aus den USA entwickelt, denn das wird an den Hochschulen nicht gelehrt. Die ganze Schüler*innengruppe beginnt ohne Vorkenntnisse, d.h. die Schüler*innen lernen nicht wie in gemischten Ensembles von Älteren und Erfahreneren, sondern sie werden gemeinsam auf einem Niveau dabei unterstützt, ihre Instrumentalkompetenz schrittweise zu verbessern“, legte Herr Breithack sein innovatives Konzept dar.
Für eine Schule der Schulstiftung bietet es sich an, auch im Fach Religion mit den Hochschulen zusammenzuarbeiten. Es bestehen auf persönlicher Ebene bereits Kontakte, die nun mit dem Kooperationsvertrag institutionell verankert werden können.
Zusammenarbeit in der Forschung
Hochschulpartnerschulen stehen dafür, sich der Wissenschaft zu öffnen und in der Schule Verknüpfungen zur Wissenschaft herzustellen.
„Dieser schulseitige Input bei der Abfrage von Daten für die Unterrichts- und Bildungsforschung wird in der kontinuierlichen Zusammenarbeit an anderer Stelle wieder durch andere Aktivitäten ausgeglichen. Alle Beteiligten, schulische und hochschulische Lehrende und Forschende, auf Augenhöhe miteinander zu vernetzen, ist eine der wichtigsten Grundsätze des Praxiskollegs der School of Education FACE“, erläuterte Prof. Dr. Lars Holzäpfel als Leiter des Praxiskollegs.
„Forschung und Weiterbildung kann ineinandergreifen: Sich über eine Forschung zusammen mit Expert*innen, die sich in der Literatur auskennen, einem Phänomen anzunähern, kann das Verständnis der Prinzipien fördern, die einem an anderen Stellen wieder weiterhelfen“, ergänzte Prof. Dr. Holzäpfel das Konzept der Zusammenarbeit mit Lehrkräften in der fachdidaktischen Forschung.
Lehrer*innen bringen als Praxisexpert*innen ihren Blickwinkel in die Forschung ein und können sich in der Zusammenarbeit mit Forschungsprojekten weiterbilden. Sich über Zugänge und Erhebungsmethoden auszutauschen, z.B. inwieweit ein Fragebogendesign zielgruppenorientiert ist, ist ein weiteres Feld einer synergistischen Zusammenarbeit zwischen Forschung und Schulpraxis. Bisherige Erfahrungen der Schule zeigen, dass die zeitversetzte Rückmeldung von Forschungsergebnissen die ursprünglich beteiligten Personen meist leider nicht mehr erreicht. Eine nun stärker an einer institutionellen Vernetzung ausgerichteten Kooperation ist daher zu begrüßen. Diese kann die Kontinuität der Zusammenarbeit und ein ausgewogenes Geben und Nehmen der schulischen und hochschulischen Partner im Sinne eines Generationenvertrags gewährleisten.
Lehrkräfte der Realschule St. Landolin nahmen bereits an der Studie „BNE im Unterricht – Gelingensbedigungen für die Entwicklung von Nachhaltigkeitskompetenz (BUGEN)“ des Fachbereichs Biologie der Pädagogischen Hochschule Freiburg teil.
Die Schule
In der Realschule St. Landolin werden rund 750 Schüler*innen durchgängig auf M-Niveau (mittleres Niveau laut Schulgesetz Baden-Württemberg, SCHG, § 7 REALSCHULE) unterrichtet. Angegliedert an die katholische freie Schule in Trägerschaft der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg sind ein Gymnasium, ein Berufliches Gymnasium und ein Internat. AGs werden oft für alle Schüler*innen gemeinsam angeboten. Die Schule verfügt über die beiden Profile Katholische Religion und Musik. Es gibt eine Bläserklasse und zahlreiche (Musik-) AGs.
Ausblick
Die Realschule St. Landolin hat Interesse an der Zusammenarbeit in Forschung und Lehre sowie in der Betreuung von Praxisphasen von Studierenden der beteiligten Hochschulen, sowohl in den Fächern Musik und Religion als auch in anderen Fächern. Sie ist an Angeboten im Bereich der Digitalisierung und, in Anlehnung an die Ergebnisse der Hattiestudie, am Thema Unterrichtsfeedback durch Schüler*innen interessiert. Der Schulleiterin Frau Heckner ist in der Zusammenarbeit mit den Hochschulen wichtig, nicht nur ein schulspezifisches Feedback aus Studien zu erhalten, an denen sich die Lehrkräfte oder Schüler*innen der Realschule St. Landolin beteiligen, sondern konkrete Umsetzungsempfehlungen der Wissenschaftler*innen zu bekommen, die über die Situationsanalyse hinausweisen. Einzelne Themen und auch Fragestellungen aus der Schule können durch praxisnahe Abschlussarbeiten von Studierenden an der Schule vertieft werden.
Dr. Martina von Gehlen
Zum Weiterlesen:
„Hattie für die Praxis? – Sinn und Unsinn von Metastudien aus Sicht der Bildungsforschung“, Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung von Prof. Dr. Hans Anand Pant, Humboldt Universität Berlin vom 9.2.2017
„Ist Individualisierung der Königsweg zum Lernen? Mythen, Erkenntnisse, Impulse“, Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung von Prof. Dr. Frank Lipowsky, Universität Kassel vom 26.01.2017