Ringvorlesung „Lehr- und Lernperspektiven“ des Praxiskollegs am 02.11.2017
Der zweite Vortrag der erfolgreichen Ringvorlesungsreihe des Freiburger Advanced Center of Education (FACE) stand ganz im Zeichen der Kompetenzorientierung, die insbesondere durch den neuen Bildungsplan von 2016 wieder verstärkt in den Vordergrund der Diskussion um schulisches Lehren und Handeln gerückt wurde.
Tatsächlich ergibt sich, so Herr Ziener, für Lehrkräfte einerseits eine Fülle an Anforderungen, die eine gelungene Förderung des Kompetenzerwerbs bei Schülerinnen und Schülern scheinbar zur Mammut-Aufgabe werden lassen. Auf der anderen Seite erfährt der zunehmend inflationär gebrauchte Kompetenzbegriff gesellschaftlich eher eine kritische Beurteilung, führte Herr Ziener aus.
Pfarrer Dozent Gerhard Ziener, der Theologe und zugleich in der Lehrkräfteausbildung tätig ist, begegnete den eher kritischen Stimmen mit seinem Vortrag „Bildungsstandards, Kompetenzen und Kompetenzorientierung: Alter Wein in neuen Schläuchen?“ durch einen neuen Erklärungsansatz: Mit dem Vorhaben, die Anforderungen der Kompetenzorientierung in ein neues Licht zu rücken, widerlegte Gerhard Ziener zunächst das Vorurteil, dass ein kompetenzorientierter Ansatz in Schule und Unterricht unweigerlich zu einer Vernachlässigung von Bildungsprozessen führe. Die Normierung von Bildungszielen und Kompetenzorientierung ließen sich, wie der erfahrene Pädagoge betonte, durchaus „unter einen Hut bringen“, ohne dass altbewährte Unterrichtsmethoden und Lernziele in ihrer Bedeutung für einen erfolgreichen Unterricht vermindert würden.
Die Kompetenzen, die bei Schülerinnen und Schülern in erfolgreichen Unterrichtseinheiten gefördert werden sollten, basieren laut Gerhard Ziener vielmehr auf der Bildung und Förderung eines vernetzten Wissens bei den Lernenden. Durch vernetztes Wissen erfolge eine gelungene Verschränkung von Wissen, Sachkenntnis und Verständnis bei den Lernenden, die zugleich mit der praktischen Anwendbarkeit des Wissens einhergehe. An zweckmäßigen Aufgabenstellungen ließe sich dabei leicht kontrollieren, ob das Verständnis tatsächlich vorhanden sei. Kompetenzorientiertes Unterrichten bedeute in dieser Angelegenheit, dass schulische Instruktionen immer eine für die Schülerinnen und Schüler nachvollziehbare Handlungsorientierung aufwiesen. Diese Instruktionen müssten aber an die jeweils gegebenen Dispositionen Strukturqualität (Klassengröße, Ressourcen u.v.a.m.), Prozessqualität (wie Klassenklima, Methoden) und Ergebnisqualität (Zuwachs an fachübergreifenden Kompetenzen) angepasst werden.
Die Lehrkraft, die laut Gerhard Ziener in der Mitte dieser gegebenen Dispositionen stehe, müsse in diesem Zusammenhang ein hohes Verständnis aufweisen, um mit der Vielfalt im Klassenzimmer umgehen zu können. Kompetenzorientiertes Unterrichten, so Ziener, rücke nämlich immer die Lernenden ins Zentrum des Geschehens.
In der an den Vortrag anschließenden Diskussion waren sich Gerhard Ziener und die Teilnehmer*innen einig, dass eine erfolgreiche und transparente Kommunikation mit Schülerinnen und Schülern dabei der Schlüssel zum Erfolg sei.
(Christina Metzger, Dr. Martina von Gehlen)
Videomitschnitt
Hier finden Sie den Mitschnitt des Vortrages von Dozent Pfarrer Gerhard Ziener:
Ringvorlesung 2017/18: “Bildungsstandards, Kompetenzen und Kompetenzorientierung: Alter Wein in neuen Schläuchen?” – Dozent Pfarrer Gerhard Ziener
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