Worin liegen die Stärken und Schwächen der Lehrer*innenbildung in Freiburg? An welchem Leitbild orientiert sich diese? Und wie kann ein Konzept für die Zukunft der Lehrer*innenbildung in Freiburg aussehen? Diesen Fragen widmeten sich Mitarbeiter*innen der Universität und der Pädagogischen Hochschule Freiburg in intensiven Arbeitstreffen am 05. und 17. Mai 2017.
Der Hintergrund
Universität und Pädagogische Hochschule Freiburg werden seit dem 1. Juli 2015 und noch bis Ende 2018 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) darin unterstützt, die Lehrer*innenbildung am Standort Freiburg zu verbessern. Die Arbeitstreffen wurden von der Koordinationsstelle des FACE initiiert, um Perspektiven für eine zweite Förderphase ab 2019 zu entwickeln. Die Erfahrungen und Ideen der Mitarbeiter*innen der beiden Hochschulen fließen in die Vorbereitung des zweiten Förderantrages ein.
Die Arbeitstreffen an der Universität und der Pädagogischen Hochschule
Eingeladen waren zu den Arbeitstreffen an der Universität am 05. Mai und an der Pädagogischen Hochschule am 17. Mai neben in FACE direkt eingebundenen Akteur*innen auch weitere im Prozess involvierte Hochschulangehörige sowie Studierende. Bei beiden Treffen wurden zunächst erste Ergebnisse einer noch laufenden Stärken-Schwächen-Analyse des Lehramtsstudiums an der Universität bzw. der Pädagogischen Hochschule vorgestellt. Nach einer Zusammenfassung der Rahmenbedingungen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ durch das Projektmanagement wurde schließlich die Ausgestaltung des Freiburger Fortsetzungsantrages und damit die Zukunft der Lehrer*innenbildung am Standort ausführlich diskutiert.
Stärken und Schwächen der Lehrer*innenbildung in Freiburg
Das FACE ist dem Ziel, die Lehrer*innenbildung am Standort Freiburg zu verbessern, bereits ein gutes Stück näher gekommen. Schon vor Ende der ersten Förderphase zeigen sich klare Verbesserungen gegenüber den Ergebnissen der Stärken-Schwächen-Analyse von 2014. Dabei haben bereits mehrere der Maßnahmen des FACE ihre Spuren hinterlassen. Weitere Verbesserungen sind zum Ende der ersten Förderphase zu erwarten. So wird im FACE weiterhin aktiv daran gearbeitet, die Kooperation zwischen den Hochschulen und mit Partner*innen aus der Praxis zu stärken.
Die Zukunft der Lehrer*innenbildung in Freiburg
Ein vorläufiges Leitbild der Lehrer*innenbildung in Freiburg diente als Diskussionsgrundlage zur Frage nach der Gestaltung der Zukunft der Lehrer*innenbildung am Standort. Der Entwicklungsprozess des Leitbildes wurde bereits beim FACE-Gesamtprojekttreffen am 02. Dezember 2016 unter dem Motto „Lehrerbildung gemeinsam gestalten – Ein Leitbild für das FACE“ angestoßen.
Das Ziel des FACE ist es, die Nachhaltigkeit der erfolgreich angestoßenen Verbesserungen zu sichern und das neue, professionsorientierte und kohärente Profil der Freiburger Lehrer*innenbildung weiter zu stärken, damit die Lehrerinnen und Lehrer der Zukunft, den aktuellen Herausforderungen ihres Berufs (noch) besser begegnen können.
Das Ergebnis: Das Leitbild Lehrer*innenbildung
Die Freiburger Lehrer*innenbildung zwischnet sich durch Kompetenz- und Wissenschaftsorientierung aus, schafft Kohärenz und fördert Reflexionsprozesse.
Die Lehrer*innenbildung am Standort Freiburg ist professionsorientiert. Die angehenden Lehrkräfte werden durch Bündelung der Stärken der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Pädagogischen Hochschule Freiburg auf wissenschaftlich höchstem Niveau darauf vorbereitet, die vielfältigen und komplexen Anforderungen des Lehrer*innenberufs erfolgreich zu bewältigen. Durch kompetenzorientierte und kohärente Lehre, durch systematische Anregung zur Reflexion der Theorie- und Praxiserfahrungen sowie durch eine hohe Wissenschaftsorientierung erwerben die zukünftigen Lehrkräfte Wissen in Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften, die sie auf ihr berufliches Handeln systematisch vorbereiten und sie dazu befähigen, ihre professionelle Entwicklung zu reflektieren und ihr professionelles Handeln wissenschaftlich fundiert zu begründen und zu verbessern.
Die Freiburger Lehrer*innenbildung ist kompetenzorientiert
Die Freiburger Lehrer*innenbildung fußt auf dem Grundverständnis, dass eine zentrale Voraussetzung für das erfolgreiche Handeln als Lehrkraft die Entwicklung professioneller Kompetenz ist. Diese professionelle Kompetenz setzt sich vor allem aus fachlichem, fachdidaktischem und bildungswissenschaftlichem Wissen und Können zusammen, beinhaltet aber auch motivationale Merkmale (z.B. Freude am Unterrichten und am Fach) und selbstregulative Fähigkeiten (z.B. ausgewogener Umgang mit den eigenen psychischen Ressourcen). Die professionelle Kompetenz ist prinzipiell erlern- und veränderbar. Ihr Erwerb ist jedoch anspruchsvoll und bedarf deshalb systematischer Lerngelegenheiten im gesamten Verlauf der Lehrer*innenbildung. Am Standort Freiburg ist es das Ziel, die vielfältigen Aspekte professioneller Kompetenz bei Lehramtsstudierenden systematisch zu fördern. Deshalb liegt im Hochschulstudium, der ersten Phase der Lehrer*innenbildung, ein zentraler Fokus auf einer profunden fachwissenschaftlichen Bildung als Voraussetzung für kompetentes Lehrerhandeln. Aufbauend auf dem fachwissenschaftlichen Fundament wird im Studienverlauf darüber hinaus ein Schwerpunkt auf den Erwerb bildungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Wissens gelegt, das Lehramtsstudierende dazu befähigt, die beruflichen Anforderungen des Lehrer*innenberufs konzeptuell-analytisch zu beleuchten. Auf diese Weise werden die zukünftigen Lehrkräfte darauf vorbereitet, die Lernangebote im weiteren Verlauf der Lehrer*innenbildung und im späteren Beruf produktiv für den Aufbau eines fach- und allgemein-didaktischen Handlungsrepertoires zu nutzen.
Die Freiburger Lehrer*innenbildung stiftet Kohärenz
Die Lehrer*innenbildung am Standort Freiburg fördert die professionelle Kompetenz der angehenden Lehrkräfte auch durch Stiftung von Kohärenz auf mehreren Ebenen.
Kohärenz zwischen den an der Lehrer*innenbildung beteiligten Disziplinen wird geschaffen, indem nicht nur eine systematische Abstimmung der Inhalte erfolgt, sondern auch Lehrveranstaltungen in Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften gemeinsam entwickelt werden. Diese Kohärenz trägt insbesondere dann zur Förderung professioneller Kompetenz bei, wenn zunächst grundlegende Kenntnisse in den einzelnen Disziplinen erworben und diese im weiteren Studienverlauf gezielt miteinander verknüpft werden. Kohärenz zwischen Theorie und Praxis wird hergestellt, indem in enger Kooperation zwischen den beteiligten Institutionen (Hochschulen, Staatliche Seminare, Schulen) die Theorie- und Praxisphasen miteinander gekoppelt und die Inhalte auf die beruflichen Anforderungen einer Lehrkraft gezielt abgestimmt werden. Kohärenz im Studienverlauf wird durch die Gestaltung kompetenzorientierter Curricula angestrebt, die den schrittweisen und systematischen Aufbau der professionellen Kompetenz über die gesamte Lehrer*innenbildung hinweg fördern.
Die Freiburger Lehrer*innenbildung ist wissenschaftsorientiert
Auf instruktionaler Ebene wird die Lehrer*innenbildung nach den neuesten Erkenntnissen der Lehrer*innenbildungsforschung kompetenz- und professionsorientiert gestaltet. Auf curricularer Ebene orientiert sich die Vermittlung fachwissenschaftlicher, fachdidaktischer und bildungswissenschaftlicher Inhalte an den wissenschaftlichen Erkenntnissen der jeweiligen Disziplin. Auf forschungsmethodischer Ebene werden Grundlagen erworben, welche die Rezeption und Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse in Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften beinhalten, aber auch die Fähigkeit zur Beforschung der eigenen Praxis fördern. Auf forschungsgenerierender Ebene werden neue Erkenntnisse zum Wissen und Handeln von Lehrkräften am Standort Freiburg im Kompetenzverbund empirische Bildungs- und Unterrichtsforschung (KeBU) gewonnen, die zur stetigen Verbesserung der Lehrer*innenbildung beitragen.
Die Freiburger Lehrer*innenbildung fördert Reflexionsprozesse
Professionalität im Lehrer*innenberuf erfordert die fortlaufende Auseinandersetzung mit den eigenen Überzeugungen. Dieser Prozess wird in der Lehrer*innenbildung in Freiburg von Beginn an konsequent gefördert. Studierenden werden auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse die Grenzen ihrer intuitiven Überzeugungen zum Handeln als Lehrkraft aufgezeigt, und sie werden bei der Reflexion ihrer gesammelten Theorie- und Praxiserfahrungen kontinuierlich begleitet. Dies wird durch das Schreiben eines im gesamten Curriculum verankerten Portfolios, durch die Umsetzung von Prinzipien absichtsvollen Übens und durch die systematische Vor- und Nachbereitung des Orientierungspraktikums umgesetzt. Auf diese Weise werden die zukünftigen Lehrkräfte befähigt, eine professionelle Identität aufzubauen und Verantwortung für die eigene professionelle Entwicklung auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu übernehmen.